Agiles Projektmanagement mit Microsoft Teams und Planner
In unserer aktuellen schnelllebigen Zeit müssen Unternehmens sich anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das bedeutet, dass sich nicht zwingend die Besten durchsetzen, sondern diejenigen, die sich besonders schnell an neue Anforderungen anpassen können.
Mit Fokus auf die IT – speziell die Software-Entwicklung – sind daher traditionelle Projektmanagementansätze zu starr und nicht mehr zeitgemäß. Denn selbst wenn eine (Kunden-) Anforderung noch so klar und einfach erschien, war es sehr schwer, eine Prognose zu Aufwand und notwendiger Entwicklungszeit abzuschätzen. Neue Ansätze zum Projektmanagement sind daher gefragt.
Was ist agiles Projektmanagement?
Traditionelles Projekmanagement | Agiles Projektmanegement |
Der Umfang eines Projektes für ein Produkt, also Funktionen, Schnittstellen, Aussehen etc. sind fest definiert und die nötigen Aufwände und Zeiten können angepasst werden. (Stichwort Flughafen BER 😉) Man ändert somit lieber Meilensteine oder stellt zusätzliche Mitarbeiter ein, bevor man die zu Anfang festgeschriebenen Anforderungen anpasst. | Aufwände und Zeiten sind fest definiert. Aufgrund dynamischer Einflüsse kann jedoch der Projektumfang angepasst werden. Ändern sich somit Anforderungen des Kunden (Stakeholder) oder des Marktes, so kann dies mit agilen Methoden im laufenden Projekt berücksichtigt werden. |
Das agile Projektmanagement fokussiert somit auf das fertigzustellende Werk und die Akzeptanz des Kunden, auf das sich alle Projektmitglieder klar verständigen müssen. Dies wird in einem iterativen Prozess stets überprüft und gegebenenfalls angepasst. Das Projektteam managt sich dabei in kurzen und regelmäßigen Abständen selbst. Dies geschieht mit einer hohen Eigenverantwortung, sodass weniger Steuerung und Monitoring erforderlich ist.
Dieser Ansatz des agilen Projektmanagements wird mit vier Kernaussagen des „Agile Manifest“ beschrieben, das 2001 veröffentlich wurde:
- Menschen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
- Funktionierende Software ist wichtiger als eine umfassende Dokumentation
- Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als die Vertragsverhandlung
- Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Festhalten an einem Plan
Welche Vorgehensmodelle gibt es für agiles Projektmanagement?
Es werden verschiedene Modelle in agilen Entwicklungsprozessen verwendet. Die bekanntesten Vertreter sind
- Kanban
- SCRUM
- Extreme Programming (XP) und
- Feature Driven Development (FDD).
In diesem Beitrag wollen wir uns das Kanban-Konzept genauer anschauen. Damit wir dies sinnvoll mit Microsoft Planner anwenden können, empfehle ich eine kurze Auffrischung des Modells, welches auf dem Kanbanblog sehr schön beschrieben ist: www.kanbanblog.com/explained/
Kanban Projektmanagement mit Office 365
Office 365 gibt uns ein Set verschiedener Lösungen an die Hand, die dabei unterstützen, Projekte effektiv zu verwalten. Um ein Projekt mit dem Kanban-Modell erfolgreich durchzuführen, sollten fünf Kriterien berücksichtigt werden:
- Projekt-Initiierung
Mit der Definition eindeutiger Regeln und Prozesse werden die Rahmenbedingungen klar kommuniziert. Zudem werden alle Projektmitglieder auf das gemeinsame Ziel (Kundenanforderungen) eingestellt.
- Visualisierung
Das aus dem Japanischen stammende Wort Kanban steht für „Kan“ = visuell und „ban“ = Karte. Alle notwenigen Aufgabeninformationen sollten somit auf Karten festgelegt und visuell übersichtlich dargestellt werden. Beispiele solcher Informationen sind Aufgabentitel und -beschreibung, Bearbeiter, Ablaufdatum, Aufgabenstatus, Abhängigkeiten zu anderen Aufgaben, Erfüllungskriterien, etc.
- Work In Progress
Herausstellungsmerkmal des Kanban Modells ist die Begrenzung auf Bottlenecks bzw. maximale Aufgabenumfange bzw. -zeiten in einer Entwicklungs- oder Planungsphase. Ein Mitarbeiter sollte somit nur maximal zwei Aufgaben gleichzeitig bearbeiten, um produktiv zu sein. Für eine genaue Umfangabschätzung sollte eine Prozessphase nicht länger als ein bis vier Wochen dauern. Dies ermöglicht die agile und dynamische Reaktion auf geänderte Projektanforderungen. Ein Einhalten dieses Modells minimiert Störungen und erhöht Qualität und Termintreue.
- Service Levels
Um noch flexibler auf geänderte Anforderungen reagieren zu können, ist eine visuelle Kategorisierung und Priorisierung empfohlen. Aufgaben mit festem Lieferzeitpunkt oder hohem Risiko, weil kostenrelevant, können priorisiert behandelt werden. Somit kann z.B. kurzfristig noch eine weitere Aufgabe in die WIP Phase eingeschoben werden, obwohl eventuell schon die maximale Aufgabenanzahl (ohne Priorität) zugewiesen wurde. Umgekehrt können auch zusätzliche Aufgaben selbstständig von Mitarbeitern aufgenommen werden, sollten andere Arbeiten bereits vor Phasenende abgeschlossen worden sein.
- Management
In Anlehnung an die Kernaussagen des agilen Projektmanagements sollten die Projektmitglieder stets kommunizieren und ihre Arbeit in einem iterativen Prozess bewerten und anpassen. Unabhängig von Kommentaren je Aufgabe schafft Microsoft Teams die optimale Plattform, um sich abzustimmen und agil das Projekt zu bearbeiten.
Folgendermaßen können nun diese fünf Kriterien in Office 365 mit Microsoft Teams und Planner umgesetzt werden.
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Projekt-Initiierung mit dem Planner Dashboard
Das Planner Dashboard bzw. Planner-Hub fasst alle Pläne bzw. Projekte zusammen, in denen ich aufgrund von Mitgliedsberechtigungen Zugriff habe. Hier kann ich
- auf einen Blick die Anzahl der Aufgaben im entsprechenden Status sehen,
- direkt zu den entsprechenden Plänen wechseln und
- mir eine Übersicht der mir zugewiesenen Aufgaben anzeigen lassen.
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Visualisierung über eine Planner Aufgabenkarte
Die Karten im Microsoft Planner bieten genau das, was man für ein Kanban Prozessmodell benötigt. Eingetragene Informationen werden automatisch im Hintergrund gespeichert, weshalb wir in der Benutzeroberfläche keinen Knopf zum Speichern finden.
In der Checkliste können wir einzelne Kriterien mit einem Klick zu eigenständigen Aufgeben „befördern“. Dies erhöht die Flexibilität, wenn eine Aufgaben aus mehreren Unteraufgaben besteht. Sollte eine davon doch deutlich umfangreicher werden als geplant, kann diese dann leicht zu einer separaten Aufgaben ernannt werden.
Eine ebenso schöne Option ist es, Kriterien und/oder Anlagen mit auf dem Dashboard anzuzeigen, um so hinsichtlich der Visualisierung alle relevanten Informationen auf einem Blick zu haben.
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Anwendung des Work-In-Progress Prinzip mittels Planner Buckets
Um Qualität und Termintreue halten zu können, ist die Einhaltung der Kriterien zum Work-In-Progress Prinzips (siehe oben) dringend zu empfehlen. Die Phasengestaltung orientiert sich allerdings am Charakter des Projekts und kann somit unterschiedlich sein. Folgende zwei Beispiele möchte ich nennen:
Softwareprojekt, sechs Phasen:
Neu => Analyse => Entwicklung => Test => Implementierung => Abgeschlossen
Marketing-Kampagne, vier Phasen:
Neu => in Besprechung => Umsetzung => Abgeschlossen
Die Projektphasen können mittels Planner Buckets einfach erstellt werden und ermöglichen im Planner Board eine übersichtliche Visualisierung der Aufgaben je Phase. Bei größeren Projekten mit vielen Aufgaben und Teammitgliedern können zusätzliche Filter und Ansichten aus dem Board genutzt werden, um weiterhin eine übersichtliche Darstellung des Wesentlichen zu gewährleisten.
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Kategorisierung der Service-Klassen mit Hilfe der Aufgaben-Tabs
Mit der Labels Funktion in Planner können wir Aufgaben klassifizieren. So können Prioritäten gesetzt werden, aber auch Abhängigkeiten oder andere Verbindungen visualisiert werden, wie z.B. die Zugehörigkeit zu bestimmten Baugruppen.
Man kann mehrere Labels je Aufgabe verwenden. Jedoch würde ich empfehlen, dass man bei einem Kriterium bleibt. Nutzt man somit die Labels zur Priorisierung (siehe Screenshot), dann sollte Label 5 und 6 nicht noch Baugruppe A oder B klassifizieren. Dies könnte die Projektmitglieder verwirren. Sollte es dennoch nötig sein, dann muss diese Klassifizierung klar in der Initiierung definiert werden.
Zu großen Spielraum gibt es hier jedoch derzeit nicht, da nur die vorhandenen sechs Label verwendet werden können. Für den Wunsch nach weiteren Labels kann gern in der Planner User Voice abgestimmt werden: https://planner.uservoice.com/forums/330525-microsoft-planner-feedback-forum/suggestions/12233640-function-to-add-more-labels
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Kommunikation der Projektgruppe in Microsoft Teams
Als ein letzter granularer Bestandteil des Kanban-Modells sollte regelmäßig über Meetings und/oder Chat schnell und einfach miteinander kommuniziert werden. In Microsoft Teams können Meetings direkt aufgesetzt werden. Alle Notizen und geteilten Dateien dieser Kommunikation (Meeting) bleiben als eine Art Protokollierung erhalten. Sie werden in einem versteckten Ordner des Teams-Exchange Postfachs gespeichert.
Mittels Kopieren des Aufgaben-Links kann außerdem zu den Aufgabenkommentaren eine gesonderte Chat-Kommunikation gestartet werden.
Für eine finale und rundum schöne Integration von Planner und Teams empfiehlt es sich, den Plan auch direkt als Tab im Team zu integrieren.
Und damit die Kommunikation bei Kollegen nicht abreißt, die auf Geschäftsreise sind, kann die mobile Planner App für Android und iOS genutzt werden, um stets im Kontakt mit dem Team zu sein und besonders als Projektmanager immer auf dem Laufenden stand zu sein.
- Microsoft Planner für Android (https://play.google.com/store/apps/details?id=com.microsoft.planner&hl=de)
- Microsoft Planner für iOS (https://itunes.apple.com/de/app/microsoft-planner/id1219301037?l=de&mt=8)
Fazit:
Für traditionelles Projektmanagement gibt es verschiedene Lösungen (Software), die dabei helfen, Projekte zu steuern und zu überwachen. Der bekannteste Vertreter für eine solche Lösung aus der Microsoft Welt ist sicherlich Microsoft Project, bzw. Project Online. Diese Lösungen sind optimal für große und komplexe Projekte und daher auch ihren Preis wert. Natürliche können diese Programme auch agile Modelle unterstützen, aber handelt es sich generell um weniger komplizierte Projekte mit geringeren Teamgrößen, so ist die Verwendung von Microsoft Planner in Kombination mit Microsoft Teams aus der Office 365 Plattform sogar noch besser geeignet.
Wie wir gesehen haben scheint Microsoft Planner genau für agiles Projektmanagement mit Fokus auf Kanban entwickelt worden zu sein. Zumindest für einfache und mittelmäßig komplexe Projekte sind alle Funktionen zu finden, die man als Projektmitglied mit den unterschiedlichen Rollen benötigt. Einzig die Limitierung auf sechs Label für eine zusätzlich visuelle Klassifizierung kann in manchen Szenarien knapp werden. Jedoch bleibt zu hoffen, dass dies aufgrund hoher Zustimmung bald erweitert werden kann.
Im nächsten Beitrag werden wir sehen, wie auch der agile SCRUM Projektmanagementansatz mit Microsoft Teams und Planner umgesetzt werden kann.
Happy Planning! 😊
Vielen Dank! Toll aufgearbeitet und übersichtlich dargestellt!
Danke, Thomas! Freue mich immer sehr über dein Feedback.
Interessanter und gut geschriebener Aritkel, gerade weil wir tatsächlich gerade mit einem Kunden in einem „scrum-like“ Verfahren zusammen arbeiten und initial auf den Planner als Tooling gesetzt haben. Die Simplizität war zu Beginn insbesondere für den Kunden attraktiv, da noch wenig Erfahrung mit agilen Planningtools vorhanden war. Allerdings fehlen dem Planner ein paar Keyfeatures, so dass eine tatsächliche Nutzung in einem agilen Projekt einfach nicht in Frage kommt:
– Es fehlt jegliche Möglichkeit eines Backups. Es gibt keinen „Papierkorb“ und keinen Schutz vor Löschung einzelner Tickets.
– Es fehlt eine Möglichkeit Tickets zu hierachisieren (z.B. Epics -> Stories -> Tasks), hier hilft nur die „Krücke“ über die farbigen Labels
– Es fehlt die Möglichkeit einen Ticket-Lifecycle zu definieren
– Es fehlt die Möglichkeit Changes an einem Ticket nachzuverfolgen
Ohne diese Features ist Planner zum jetzigen Zeitpunkt de facto nicht für die agile Arbeitspraxis geeignet. Darüber hinaus fehlen viele weniger kritische Features, wie z.B. die Möglichkeit Tickets mit StoryPoints zu schätzen, etc. Wir sind daher auf das neue AzureDevOps umgestiegen, was diese Features bietet und tatsächlich in der Lage zu sein scheint, eine praxistaugliche Toolinglösung für agile Projekte darzustellen. Auch wenn Microsoft mit den neuen DevOps noch immer dem Hause Atlassian hinterherhinkt.
Hallo Simon,
super Feedback! Danke dafür.
Du hast absolut Recht, Planner ist noch nicht DAS agile Management Tool. Lass mich kurz noch eine Notiz zu deinen Punkten geben:
– Backup: richtig, aber ab 25.11.2018 wird die AvePoint Cloud Backup Lösung Planner teilweise mit unterstützen. Für den vollen Support werden die offiziellen API’s benötigt
– Priorisierung: nicht optimal, richtig
– Ticket-Lifecycle: kommt auf die Wünsche drauf an. Status und Due Date kann bei kleineren Projekten schon ausreichend sein. Vermutlich brauchst du mehr 😉
– Changes: Die Kommentare sind nachverfolgbar. Diese sollte auch für solche Changes bzw. Updates genutzt werden. Eine ganzheitliche Auditierung fehlt jedoch, das ist richtig.
Im kleinen Rahmen können die aktuellen Funktionen in Planner ausreichen. Sobald es größer wird, bzw. spezielle Funktionen benötigt werden, wie du angesprochen hast, dann müssen derzeit eventuell noch andere Lösungen evaluiert werden.
Danke auch für deinen Tipp der DevOps. Das klingt spannend und ich werde es mir mal genauer anschauen.
Dieses Planner Dashboard bzw. Hub suche ich vergeblich. Wie finde ich das?
Genau nach dem Suche ich, um einen Überblick über alle Aufgaben in allen Kanälen und von allen Mitarbeitern zu haben. Ohne diese Funktion ist der Planner für uns inzwischen wertlos.
Hallo Regina,
Das Dashboard findest du oben links, genannt Planner Hub. Die Übersichten mit diesen Kreisdiagrammen tauchen aber nur auf, wenn du Pläne als Favorit markiert hast. Also einfach den Stern neben den drei Punkten eines Plans anklicken und dann taucht dieser auch auf dem Dashboard auf.
Danke schön.
Dein Artikel hat mir viel geholfen.
Auch wenn’s nicht explizit erwähnt war, gehe ich davon aus, dass sich alle Projekte in einem Plan befinden.
Wir haben nämlich für jeden Kunden einen eigenen Plan angelegt. Ich hätte gerne das Dashboard über alle Pläne und alle Mitarbeiter, aber scheinbar geht das nicht, oder?
Jetzt haben wir alle Kunden in einem Plan (Kunde = Bucket). Wird zwar ziemlich unübersichtlich, da wir sehr viele Kunden mit kleineren Projekten haben, aber nur so habe ich auf einen Blick einen Status, wenn ich das Dashboard ansehe oder die Filter setze.
Hättest du eine „schickere“ Alternative? Wie ich sehe, hast du auch eigene Pläne pro Projekt und kannst sie trotzdem in einer Übersicht ansehen. Hast du da auch noch andere Darstellungsmöglichkeiten?
Was ich auch vermisse in Planner ist die Möglichkeit, vordefinierte Aufgabenpakete abzurufen. Jedes Projekt enthält ja dieselben Aufgaben. Wir legen die jetzt über einen Flow an. Ist irgendwie ein Umweg, weil ich keinen direkten Weg gefunden habe.
Danke noch mal für dein Feedback.
Hallo Robert,
danke für die interessanten Inhalte. Eine Frage im Zusammenhang mit dem Backup – die Teams erstellen jew. einen Planner.
Im JobMonitor (Activity Report) v. DovAve erscheinen diese Planner als Ursache für Backup failed Job Report (Office 365 Groups) OIB2018112… Finished with Exception. Hast Du bitte eine Idee? Danke vorab.
Hallo Svetlana,
darf ich dich bitten, dich entweder an den AvePoint Support zu wenden (Link auf der Homepage – avepoint.de – unter Support -> Technischer Support -> Support-Ticket) oder schreibe deinen Ansprechpartner bei AvePoint an. Wir können uns dann im Detail anschauen, welche Probleme es gibt. Denn FYI: nicht das DocAve, sondern das neue AvePoint Cloud Backup hat die Funktion, auch Planner mit zu sichern.